Stromausfall
Braucht es einen Stromausfall, damit ich wieder
vom Gas trete, und meinem Leben die Geschwindigkeit nehme? Nur Gott selbst
weiß, warum bei uns am Dienstag Abend die Lichter im gesamten Umkreis ausgegangen
sind.
Die
ganze Truppe war gestern Abend ausgeflogen und da ich noch erkältet war, plante
ich, meinen Abend im Bett mit einem Film zu verbringen. Das tat ich dann gestern
Abend auch, ganze drei Minuten.. denn plötzlich verabschiedete sich der Laptop. Während ich mich über die Unfähigkeit des technischen Gerätes ärgerte,
hörte ich schon jemand die Treppe hochlaufen und einen Moment später klopfte es
an der Tür.
Was alles
nach einem lustigen Scherz aussah, war jedoch heute Morgen immer noch Realität.
Als ich heute Morgen die Augen öffnete, umgab mich außer den Stimmen der
Mitarbeiter im Haus eine ungewohnte Stille. Normalerweise würde ich an diesem
Punkt zum Handy greifen, so hatte ich es mir die letzten Monate angewohnt.
Allein schon um die Uhrzeit zu checken, dann würde ich wahrscheinlich noch ein
paar Nachrichten beantworten und meinen Emails einen kurzen Blick widmen. Mein
Handy war aber aus. Da fiel mir ein, dass es zu Beginn des Stromausfalls nur
noch 15% Akkuleistung hatte.
Was für ein (Un)glück?
Gestern
Abend saßen wir fünf Zurückgebliebenen mit Stirnlampe und Kerzen im
Eingangsbereich und haben dann draußen den riesigen Sternhimmel vor dem Haus
fotografiert, der noch gewaltiger als sonst war, da das ganze Tal dunkel war.
Ich war möglicherweise kurz verärgert, da ich meinen Plan für den Abend nicht
fortsetzen konnte. Aber wisst ihr was? Insgeheim schmunzelte ich vor mich hin,
und ich spürte einen Hauch der Erleichterung in mir, als ich realisierte, nun tatsächlich
null Elektrizität zu besitzen, und „zufälligerweise“ all meine technischen
Geräte leer waren. Danke Gott.
Die
letzten Monate hat Gott mir geholfen einen Blog aufzubauen, bei einem Medienprojekt
und einer Zeitschrift mitzuschreiben und neben der Arbeit hier im Zentrum war
ich auch in den sozialen Netzwerken präsent. Gott hatte es wahnsinnig gut mit
mir gemeint – und ich war, oder bin, um ehrlich zu sein, ein wenig überfordert,
richtig damit umzugehen. Wenn man viel Zeit im Internet verbringt, kann sich
die Welt gefühlt doppelt so schnell drehen. Man kann zu jeder Zeit alles
erfahren und doch, sieht man am Ende den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Manchmal sieht man vor lauter Geschenken, die sich dahinter verbergende Gnade nicht.
Die
Männer des Hauses waren nun heute den ganzen Morgen damit beschäftigt, das
ganze Haus an ein Stromgerät anzuschließen, damit wenigstens die Kühlschränke
laufen. Ich hätte sicherlich irgendwo ein Plätzchen gefunden, mein Handy zu
laden. Aber ehrlich gesagt? Ich wollte es gar nicht. Ich wollte einfach nur
hier sein.
Es
war nur ein Abend und ein Morgen, aber diese paar Stunden genügten mir, um runter
zu fahren und in der Stille die mich umgab, ein bisschen zu mir selbst zu
finden. Ich habe vorerst meine sozialen Apps gelöscht, und der Tag heute, hat
sich ein bisschen angefühlt wie Luft holen.
Ich weiß nicht wie es dir dabei geht, vielleicht hast du das auch total im Griff und die Schnelllebigkeit der Welt bereitet dir keine Probleme. Wenn das der Fall ist, freut mich das riesig für dich und ich kann viel von dir lernen. Wenn es dir aber ähnlich wie mir geht, dann lade ich dich ein – auch einmal abzuschalten. Für einen Abend, einen Morgen, einen Tag, oder eine Woche, so lange, wie du eben benötigst um mal wieder Luft zu holen und die Welt wieder anzuhalten.
Ich habe dafür einen Stromausfall gebraucht. Vielleicht brauchst du, diese kleine Erinnerung, um auch anzuhalten.
Ich weiß nicht wie es dir dabei geht, vielleicht hast du das auch total im Griff und die Schnelllebigkeit der Welt bereitet dir keine Probleme. Wenn das der Fall ist, freut mich das riesig für dich und ich kann viel von dir lernen. Wenn es dir aber ähnlich wie mir geht, dann lade ich dich ein – auch einmal abzuschalten. Für einen Abend, einen Morgen, einen Tag, oder eine Woche, so lange, wie du eben benötigst um mal wieder Luft zu holen und die Welt wieder anzuhalten.
Ich habe dafür einen Stromausfall gebraucht. Vielleicht brauchst du, diese kleine Erinnerung, um auch anzuhalten.
Sheila
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